Ferkel

Wir wollen der Ansprechpartner für Thüringer Schweinebetriebe sein, wenn es um Fragen zur Schweinehaltung geht. Dazu gehören Fragestellungen zu Haltungsanforderungen aus rechtlicher Sicht genauso wie die Suche nach praxisorientierten und praktikabelen Lösungen,. Da wir selbst Schweinehalter sind, setzen wir uns sehr intensiv und mit Fachverstand für Planungssicherheit und akzeptable Rahmenbedingungen zur Schweinehaltung in Thüringen ein. Wir werden ehrlich und ernsthaft daran arbeiten, dass unsere Arbeit als Schweinehalter in der Öffentlichkeit realistisch wahrgenommen wird. Wir möchten, dass die Arbeit unserer Mitarbeiter in den Ställen die Wertschätzung erlangt, die sie verdient.


Zahlen und Fakten zur Thüringer Schweineproduktion

Anzahl Schweine

Im November 2022 standen 621.700 Schweine in Thüringer Ställen, davon 70.000 Sauen und 244.500 Jung- und Mastschweine.


Anzahl Betriebe

In Thüringen halten knapp 200 Unternehmen in 222 Betriebsstätten Schweine.


Durchschnittsbestand

Die mittlere Bestandsgröße beträgt 622 Sauen bzw. 1.698 Mastschweine. Von den 106 sauenhaltenden Betrieben arbeiten 66% im geschlossenen System, d.h. sie erzeugen Ferkel, ziehen sie auf und mästen die Mastschweine. 157 Betriebe mästen Schweine, davon haben sich 50% auf diesen Betriebszweig spezialisiert.


Genehmigte Anlagen

Insgesamt 135 Thüringer Betriebe, d.h. 2/3 der Schweinehalter, halten ihre Tiere in sog. BImSchV-genehmigten Anlagen (TMLFUN, 2014). Davon arbeiten 44 Betriebe mit mehr als 560 Sauen und 75 Betriebe mit mehr als 1.500 Mastschweinen.


Besatzdichte je ha landwirtschaftliche Nutzfläche

In Thüringen können mit einem Tierbesatz von 0,46 GVE/ha LF (TLS, 2010) bzw. 0,06 GVE/ha LF für die Tierart Schwein alle tierischen Abprodukte pflanzen- und umweltverträglich ausgebracht werden. In keinem der 17 Thüringer Landkreise werden mehr als 0,8 GVE/ha LN gehalten.


Produktionssysteme

Der Verbraucher verlangt unbelastete, qualitativ hochwertige Produkte. Dafür sind saubere und trockene Ställe die beste Voraussetzung. Weltweit haben sich, auch wegen der zusätzlichen arbeitswirtschaftlichen Vorteile, einstreulose Stallhaltungssysteme durchgesetzt. In Thüringen werden 95 % aller Sauen und 93% aller Mastschweine einstreulos gehalten.


Gesundheitsstatus

Thüringer Betriebe haben in den letzten Jahren sehr viel zur Stabilisierung und Verbesserung der Tiergesundheit getan. 18 Ferkelerzeugungs- und 14 Mastbestände weisen einen besonders hohen Gesundheitsstatus auf. Diese sogenannten SPF-Bestände (spezifisch pathogen frei)sind vom Thüringer Schweinegesundheitsdienst als Unverdächtig bezüglich des Vorkommens von bestimmten Erregern mit größerem Gefährdungspotenzial (z.B. PRRS-Virus, Mycoplasmen, toxinbildende Pasteurellen usw.) eingestuft worden und halten hohe Auflagen zur Erhaltung der Biosicherheit ihrer Anlagen ein. Der hohe Gesundheitsstatus ist nicht zuletzt auch eine Voraussetzung für einen Verzicht auf prophylaktischen bzw. metaphylaktischen Antibiotikaeinsatz in der Mast, der von diesen SPF-Beständen bereits praktiziert wird.


Anzahl Mitarbeiter in der Schweineproduktion

In der Thüringer Schweinehaltung werden 700 bis 740 Arbeitskräfte im produktiven Bereich beschäftigt. Das mittlere Arbeitsmaß eines vollbeschäftigten Mitarbeiters beträgt von 140 – 150 Sauen bzw. 1.900 – 2.000 Mastschweine. Das Arbeitsentgelt für die Mitarbeiter in der Schweinehaltung beträgt knapp 24.000€. Damit liegt die Entlohnung am äußersten Ende der Skala in der Branche der Land- und Forstwirtschaft, die ohnehin schon am wenigsten zahlen kann.


Abproduktverwertung

Dem Wirtschaftsdünger aus der Thüringer Schweinehaltung (1,6 Mio. m³ Gülle und 44.000 t Festmist) ist für die Nährstoffversorgung der Thüringer Böden eine wichtige Phosphor- und Kaliumquelle. Darüber hinaus wird knapp 50% der Schweinegülle in 144 Thüringer Betrieben als Biomasse zur Energieerzeugung in Biogasanlagen verwendet. Damit können fossile Brennstoffe ersetzt und Emissionen gesenkt werden. Die anfallende Wärme nutzen mehrere Betriebe, um die Ferkelaufzuchtabteile zu heizen.


Umweltverträglichkeit

Die unmittelbar mit der Erzeugung von einem Kilogramm Schweinefleisch zusammenhängende Emission von Treibhausgasen für die Schweinehaltung, Abproduktlagerung und –ausbringung beträgt deutlich weniger als 1kg.

Die stall-, lagerungs- und ausbringungsbedingten Ammoniakemissionen, die aufgrund der potenziellen Schädigung und Eutrophierung von Ökosystemen bzw. der Geruchsbelastung im Focus der Öffentlichkeit stehen, sind in einstreulosen Haltungssystemen gegenüber der Strohaufstallung um mehr als 1/3 geringer. Bei gleichen Besatzdichten sind die Ammoniakemissionen je Stallplatz unabhängig von der Betriebsgröße. Da durch die Ausbringung der Gülle über bodennahe Systeme (Schleppschlauch oder Injektion) die NH3-bedingten Geruchsemission um mehr als 50 % gemindert werden, wenden bereits 92% aller Thüringer Betriebe diese Verfahren bei der Gülleausbringung an. Auch die Vergärung der Schweinegülle über Biogasanlagen führt zu einer deutlichen Geruchsminderung. Der Einbau von zwei- oder dreistufigen Abluftreinigungsanlagen reduziert die Ammoniak- und Staubemission erheblich, zusätzlich ist der Austrag an Treibhausgasen geringer. Obwohl diese technischen Anlagen sehr kostenintensiv sind, nutzen verschiedene neu- oder umgebaute größere Anlagen diese Technik bereits.


Selbstversorgungsgrad

Jeder unserer 2,1 Mio. Bürger im Freistaat verzehrt jährlich knapp 36 kg Schweinefleisch.

D.h. für je 2 Thüringer muss 1 Schwein gehalten werden.

Knapp 75 % der über 1 Mio. benötigten Schweine werden in Thüringen erzeugt.

Die regionale Verarbeitung der in und um Thüringen geschlachteten Schweine zu hochwertigen Fleisch- und Wurstwaren erzeugt die geschätzte Thüringer Qualität. Im Jahr 2018 wurden nach Angaben des Herkunftsverbandes Thüringer und Eichsfelder Wurst und Fleisch e.V. 420 Mio. Thüringer Rostbratwürste erzeugt. Diese Wurstspezialität ist ebenso wie die Thüringer Rotwurst und Thüringer Leberwurst sowie die Greußener Salami als geschützte geografische Angabe (g.g.A.) in das Brüsseler Schutzverzeichnis eingetragen. Quelle: www.herkunftsverband.de/originale


Stellenwert Tierwohl

Die Haltungssysteme in der Schweinehaltung haben sich in den letzten 50 Jahren aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht nur technisch und technologisch deutlich verbessert. In den Bereichen Verbraucher-, Umwelt- und Tierschutz wurden gewaltige Fortschritte erzielt.

So wurden in den letzten Jahren bereits viele Änderungen zur Verbesserung des Tierwohls in der Schweinehaltung in Thüringen umgesetzt, indem das Platzangebot erhöht und Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten oder das Stallklima durch Schaffung von Kühlmöglichkeiten verbessert werden. Auch die Einführung der Gruppenhaltung bei tragenden Sauen ist zu nennen.

Durch die Teilnahme von 44 Thüringer Betrieben an der Initiative Tierwohl profitieren 1,4 Mio. Tiere, die in Thüringen erzeugt und gehalten werden. (Quelle: ITW, 2018), d.h. ca. 25% der in Thüringen erzeugten Ferkel und Mastschweine. Die Bracheninitiative startete 2015 und wurde von der Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und dem Lebensmitteleinzelhandel für eine tiergerechtere und nachhaltige Fleischererzeugung initiiert. (siehe auch: initiative-tierwohl.de).

Trotzdem ist es für die Existenzfähigkeit der Betriebe unumgänglich, dass der für die Verbesserung des Tierwohls höhere Aufwand wirtschaftlich ausgeglichen werden muss. Tiergerechtere Haltungsbedingungen benötigen auch in der Gesellschaft ein Umdenken hin zu mehr Wertschätzung der Erzeugung von Lebensmitteln, auch im Kaufverhalten. Die Erfüllung der Standards einer tiergerechten und nachhaltigen Schweinehaltung muss sich in angemessenen Erzeugerpreisen widerspiegeln und in der gesamten Wertschöpfungskette niederschlagen.


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